Mittwoch, 14. November 2018

"Beim Leben meiner Schwester" von Jodi Picoult

Es ist mittlerweile schon über ein halbes Jahr her, als ich diesen Roman gelesen hatte, der mich deutlich mehr begeistern konnte, als der Film dazu. Als ich diese Woche mal wieder an meinem Bücherregal stand & mir einige bereits durchgelesene Bücher rausgesucht habe, zu denn ich eine Rezension für euch verfassen möchte, ist mir dieses tolle Buch ins Auge gesprungen & es wäre wirklich eine Schande, wenn ich euch das nicht näher vorstellen würde. ;)

Zur Handlung:
Kate Fitzgerald ist 16 Jahre jung & leidet, bereits seit ihrem 2. Lebensjahr, an Leukämie. Der Grund warum sie überhaupt so lange durchgehalten hat ist ihre 13 jährige Schwester Anna, die durch eine künstliche Befruchtung gezeugt wurde & seit ihrer Geburt an ihre ältere Schwester mit Knochenmark versorgt. 
Eins steht fest: Kate verdankt Anna ihr Leben, genauso wie es auch Anna ohne Kate nie geben würde, denn Anna's Geburt war eine von vornherein durchgeplante & genmanipulierte Erschaffung eines Kindes, welches als eine Art "Ersatzteillager" für Kate dienen könnte, um das Mädchen somit länger am Leben zu erhalten, da kein anderes Familienmitglied als Spender geeignet wäre.
Jahrelang scheint alles nach Plan zu laufen, bis Anna sich eines Tages plötzlich weigert ihrer Schwester eine Niere zu spenden & daraufhin sogar einen Anwalt zur Unterstützung engagiert, welcher selbst mit einer schweren Krankheit zu kämpfen hat & Anna mit Rat & Tat zur Seite steht.
Ich habe bereits sehr viele Geschichten gelesen, in denen die Protagonisten an Krebs oder anderen unheilbaren Krankheiten wie der Demenz oder Lancaster erkrankt waren. Allerdings hat mich dieser Roman besonders stark mitgenommen, weil es viele philosophische Momente hat & den Leser permanent dazu animiert über den Wert des Menschen nach zu denken. 
Es hat mich in gewisser Weise sehr stark an den Roman "Alles was wir geben mussten" von Kazuo Ishiguro erinnert, in dem es ebenfalls darum geht, dass extra Klone entwickelt werden, die den erkrankten Menschen, eines Tages, als Ersatzteillager dienen sollen, wobei die Klone jedoch genauso wie der Mensch Gefühle entwickeln, zu charakterstarken Individuen heranwachsen & die das Bedürfnis auf ein selbstbestimmtes Leben haben. 
Ich denke, dass nur weil ich jemandem das Leben schenke, ich jedoch keinesfalls das Recht habe, es demjenigen auch wieder zu nehmen. Aus diesem Grund war ich auch schon immer gegen die Todesstrafe & habe allgemein große Probleme mit unserem Justizsystem & im Besonderen mit der lebenslangen Haftstrafe. Allgemein finde ich es äußerst problematisch, wenn ein Mensch über den anderen urteilt & somit vollständig über das fremde Schicksal bestimmt. 
Ich bin der festen Überzeugung, dass nur Gott allein über uns richten darf, denn nur Gott kann geben & nehmen & sonst keiner auf dieser Welt. 
Ich bin ein ganz normaler Mensch. Welches Recht habe ich also über ein fremdes Leben zu bestimmen? Wer gibt mir das Recht zu entscheiden, wer leben darf & wer nicht? 
Wie vernünftig ist es überhaupt ein neues Individuum zu erschaffen, nur damit es das vorhandene, was bereits stark beschädigt ist, am Leben erhält & sich dafür vollkommen auflöst? Ich würde lieber den Verlust eines geliebten Menschen verkraften, als zusehen zu müssen, wie sich beide vor meinen Augen quälen & zu wissen, dass keiner von denen glücklich ist. Ich habe das Gefühl, dass all diese Qualen tausend Mal schlimmer sind, als ein Abschied, der im Gegensatz dazu, auch ein natürlicher Vorgang des Lebens zu sein scheint, auch wenn er uns sehr schwer fällt. 
Dementsprechend konnte ich es mir in keiner Weise erlauben auch nur im geringsten über Anna's Entscheidung, ihre Schwester mit der Nierenspende nicht mehr am Leben zu erhalten, zu urteilen. Nichts hat sie in meinen Augen zu einer schlechten Schwester bzw. zu einem schlechten Person gemacht, sondern viel mehr zu einer starken Person, die endlich aufsteht ebenfalls um das Recht auf ihr eigenes Leben kämpft. Während jeder Mitleid um die krebskranke Kate hat, interessiert es niemanden welche Schmerzen Anna bei all diesen Knochenmarkspenden erleiden muss. 
Während Kates Leid eher schicksalhaft auftritt wofür kein Mensch etwas kann, werden Anna's Leiden völlig vorsätzlich hervorgerufen. 
Über dieses Thema kann man ewig diskutieren & findet womöglich kein Ende, weil es nun mal sehr komplex & sehr emotional ist. 
Ich fand die einzelnen Charaktere sehr authentisch & hatte für jedes einzelne Familienmitglied Verständnis. Für die einen mehr & für die anderen weniger. Aber keines der Charaktere hat mich kalt gelassen. 
Ich empfehle diese herzzerreissende Geschichte jedem weiter, weil ich es mir nicht vorstellen kann, dass es jemand nicht interessant finden könnte. 

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