Ich bin gestern wiedermal mit dem Fahrrad an meiner alten Schule vorbei gefahren, als ich von der Arbeit nach Hause unterwegs war & wurde ein wenig melancholisch. Selbst in diesem Moment fühlt sich das sehr seltsam an plötzlich "meine alte Schule" zu schreiben. Immerhin war ich bis zum 11. Juli noch Schülerin & bin da durch die Flure gegangen, mit meinen Klassenkameraden
Und nun ist das alles vorbei. Es ist immer noch ungewohnt für mich die Abende frei zu haben.
Obwohl das viele Lernen genervt hat, war es trotzdem schön zur Schule zu gehen. Man wollte sich noch gar keine konkreten Pläne über die Zukunft machen. Ich jedenfalls nicht. Ich dachte mir immer "Erstmal diese Etappe meistern & dann sehe ich weiter. Ich habe ja noch so viel Zeit.". Jetzt wo die Schule vorbei ist, muss ich mir plötzlich um tausend Dinge Gedanken machen. Ich muss Entscheidungen treffen & Abschiede nehmen, die ich immer vor mir hin geschoben habe.
In den letzten Wochen haben wir einen Haufen Bewerbungen an viele unterschiedliche Unis abgeschickt, viel gearbeitet & uns durch einen Berg Anträge durch gekämpft, die wir alle ausfüllen & einreiche mussten.
Als Schüler brauchte man sich um viele Dinge gar nicht zu kümmern.
Es macht mich einerseits so wahnsinnig traurig dieser unbeschwerten Etappe des Lebens Lebewohl sagen zu müssen, aber andererseits muss man es nun mal tun, um dafür eine andere beginnen zu können. So ist das Leben nun mal.
Jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Na ja der beginnt wohl eher nach dem Studium, wenn wir ins Arbeitsleben einsteigen. Aber dennoch wird es etwas ernster, weil man nun anfängt wichtige Entscheidungen zu treffen, die später dazu beitragen, in welchen Berufsbranchen wir arbeiten werden.
Obwohl. ich glaube sogar, dass eine gewisse Unbeschwertheit nie verloren gehen sollte. Nach genau diesem Kriterium suche ich mir immer meine Traumberufe aus oder strebe Zielen entgegen, von denen ich mir ganz viel Freiheit verspreche. Freiheiten, die ich sogar als Schülerin nie so kannte. Ich hoffe ihr versteht was ich meine. Ich wusste vielleicht oft nicht was ich wollte, aber ich wusste schon immer was ich nicht wollte. Ich wollte nie einen Job mit festen & immer den gleichen Arbeitszeiten, der immer nur an einen Ort gebunden ist & der mir kaum Abwechslung bietet. Als gelernte Verkäuferin weiß ich wie es ist, jeden Tag das Gleiche machen zu müssen. Man lebt vom Wochenende zum Wochenende & ist jedes Mal überglücklich, wenn die Woche sich dem Ende neigt. So etwas ist schrecklich!
Ich will etwas tun, was sich für mich nie nach Arbeit anfühlt. Und ich würde am liebsten viele unterschiedliche Dinge tun. Kreativ sein, geistig wachsen, Neues kennen lernen, Dinge selbst erschaffen, Abenteuer erleben, viel rumexperimentieren & mich täglich neuen Herausforderungen stellen.
Wenn wir es nicht wollen, dann müssen wir unser Leben nicht komplizierter machen & uns einen Teil der kindlichen Unbeschwertheit lassen. ;)
Alle Veränderungen, sogar die meistersehnten, haben ihre Melancholie.
Denn was wir hinter uns lassen, ist ein Teil unserer selbst.
Wir müssen einem Leben Lebewohl sagen, bevor wir ein anderes eintreten können.
Antole France (1844-1924), franz. Dichter