Freitag, 31. Januar 2014

Die Zeit, die unser späteres Leben bestimmt

Habe heute Nacht kaum ein Auge zugetan, weil ich schon wieder so viel Nachdenken musste.
Ist es nicht seltsam, dass unsere Kindheit uns unser ganzes Leben lang begleitet ?
Wenn wir als Kind irgendwelche großen Vorlieben für irgendwas hatten oder Ängste, dann haben uns die Erwachsenen ständig gesagt: "Naja warte mal ab, wenn du groß wirst, hört das auf". Wenn wir jedoch groß werden, merken wir, dass wir uns zwar äußerlich ändern aber unsere Art & unser Charakter unverändert bleiben. Wir lieben immer noch die gleichen Sachen wie damals als Kind & wir fürchten uns immer noch vor den gleichen Dingen wie damals.
Ich kann all meine Freunde an einer einzigen Hand abzählen & bin ganz fest davon überzeugt, dass es so ist, weil es auch damals schon so war & weil ich schon immer ein eher schüchterner Mensch war & bin. Ich habe wenig Selbstbewusstsein, weil es durch niemanden gestärkt wurde, bis ich meinen Freund kennen lernte. Weil ich seit dem Kindergarten ein Außenseiter war & das ging später in der Schule genauso weiter. Weil ich ständig überall die "neue" war, weil ich während meines schulischen Werdegangs auf 5 verschiedenen Schulen war.
Mit 9 kam ich von einem ganz anderen Kontinent hierher. Nachdem man mich ins eiskalte Wasser schmiss, musste ich ohne auch nur ein einziges Wort, dieser mir völlig fremden Sprache, zu kennen, sofort anfangen zu schwimmen.
Wie kann man da an viel Selbstbewusstsein kommen, wenn man so etwas durchmachen musste ?!
Es entscheidet sich also bereits schon am Anfang unseres Lebens, wie wir später sein werden. Wir lernen durch die Erfahrungen, die wir selbst machen & noch mehr lernen wir durch negativen Erfahrungen. Man hätte heute keine Angst sich zu verbrennen, wenn man als Kind seine Hand nie auf eine heiße Herdplatte gelegt hätte. Man wäre heute kein misstrauischer Erwachsener, wenn man als Kind nicht oft belogen wurde. Man wäre heute viel selbstsicherer, wenn man damals haufenweise Freunde hätte & nie gehänselt wurde.

Ich liebe heute noch die gleichen Filme & Schauspieler, wie damals als Kind. Wenn ich irgendwo Spiderman sehe oder an E.T. denke, dann breitet sich automatisch ein breites Grinsen in meinem Gesicht aus.
Ich höre heute noch Eminem & vergöttere Beyonce, als hätte sich rein gar nichts verändert.
Ich liebe immer noch unseren russischen Zupfkuchen. Und ich bin immer noch so eine schlechte Esserin wie damals als ich klein war & Oma mich mit spannenden Geschichten zum Essen überreden musste.
Ich bin immer noch so unsportlich wie damals & immer noch so ein nachdenklicher, melancholischer Bücherwurm.

Ich finde es immer noch toll ein mal in der Woche was mit Freunden zu unternehmen, jedoch die restlichen 6 Wochentage allein zu Hause mit Büchern, Filmen, Klavier spielen, zeichnen & bloggen zu verbringen. Einer meiner Grundschullehrerinnen hat mir damals mal gesagt, dass es eine große Kunst ist, allein glücklich sein zu können. Oder besser gesagt: Allein, aber kein bisschen einsam zu sein. Hätte ich so viele Freunde, wie mein Bruder, würde ich durchdrehen & es wäre nichts für mich ständig nur unterwegs zu sein & dauernd Leute um mich rum zu haben (wenn es nach ihm geht, dann gerne auch alle 24 Stunden am Tag, denn wenn er mal einen halben Tag allein zu Hause saß, hat er sich, so wie er es immer ausgedrückt hat "zu Tode gelangweilt"). Wie kann ein Mensch sich zu Tode langweilen, wenn er allein ist & ungestört so viele tolle Dinge tun kann, die ihm Spaß machen ? So etwas verstehe ich nicht, weil ich mich alleine sehr wohl fühle & ich habe manchmal eher das Gefühl, dass ich mich unter vielen Leuten langweile. Ich schweife dann immer wieder unbewusst in meine Traumwelten ab oder überlege mir, was ich später so alles schönes machen kann, wenn ich denn endlich wieder allein bin.

Heute habe ich die ganze Zeit darüber nachgedacht, wie ich heute wäre, wenn ich damals als Kind ganz viele Freunde hätte. Wäre ich denn heute ein total geselliger Typ ?
Vielleicht wäre es so, aber dann hätte ich auch nie gelernt, wie glücklich man allein sein kann.
Vielleicht wäre ich heute total arrogant & hochnäsig, wenn ich als Kind immer das neuste von Neustem hätte.
Vielleicht würde ich heute nicht an Gott glauben, wenn ich als Kind nie so viel Zeit mit meiner Oma verbracht hätte, denn sie hat mir immer aus der Bibel vorgelesen.
Ich würde heute auch sicherlich gern fliegen, wenn ich bei meinem ersten Flug nicht ohnmächtig geworden wäre. Seit dem hasse ich Flugzeuge!
Da ich meine Kindheit in einer Großstadt verbracht habe, habe ich erst in der 2. Klasse erfahren, wo das Fleisch, was wir essen her kommt. Seit dem wusste ich wie grauenhaft Menschen sein können & heute bin ich überzeugte Vegetarierin.

Es stimmt also, dass unsere Kindheit uns für den Rest unseres Lebens prägt.

Was für eine unglaublich große Aufgabe einer jeder Mutter, jedes Vaters, jeder Kindergärtnerin & jeder Grundschullehrerin es sein muss, einem so kleinen Menschen, der noch so formbar ist, der gerade von 0 anfängt dieses Leben zu leben & der selbst noch gar nicht weiß, wer er ist, die Welt zu zeigen & dafür zu sorgen, dass er später glücklich auf seine Kindheit zurück blicken kann, an den Anfang, wo seine Welt sich anfing aufzubauen.

hihi nicht wundern.. mein Freund sitzt daneben am Laptop :D

1 Kommentar:

  1. Das ist ein wirklich schöner Artikel, mir sind grade fast die Tränen gekommen keine ahnung warum :D aber echt großen Respekt für diesen Text.

    Liebe Grüße.

    http://llisacosmetics.blogspot.de/

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