Dienstag, 24. November 2015

Wie ich meine größte Angst überwunden habe

Letzten Samstag waren Tilo & ich in Freital/OT Pesterwitz nähe Dresden bei einer öffentlichen Regestrierungsaktion, die zu eine Stammzellenspende führen soll. Das Ganze war Tilos Idee. Und zwar hat er mir ein paar Tage davor von einer Aktion erzählt, die ein Fußballverein SV Pesterwitz ins Leben gerufen hat, um zwei Brüdern zu helfen, die beide eine schlimme Krankheit haben. Kenny & Ricky sind beide 7 Jahre lang, eineiige Zwillinge & leiden unter einer seltenen Stoffwechselerkrankung, einer Erbkrankheit, die meistens nur bei Männern & bereits schon im Kindesalter auftritt. Es ist zudem eine Erbkrankheit, die im Endstadium, zum Verlust lebenswichtiger Körperfunktionen & im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen kann. 
Die beiden Brüder benötigen eine Stammzellenspende & damit ein passender Spender gefunden werden kann, wurden alle, die gerne helfen wollen, zu einer Blutprobe aufgerufen. Dabei wird einem Blut abgenommen, um dieses später zur Untersuchung zu geben.
Ich muss gestehen, dass ich übertrieben große Angst vor Nadeln habe & vor Blut ekele ich mich extrem. Ich kann Blut weder sehen, noch riechen. Es riecht immer so rostig & feucht. Einfach wiederlich. Wenn ich Blut in großen Mengen sehe, wird mir schnell schwarz vor Augen & ich kippe um. Oder ich muss mich direkt übergeben. Es gibt wirklich sehr wenig Dinge auf dieser Welt, vor denen ich Angst habe. Ich fürchte mich weder vor Schlangen, noch vor Spinnen. Und im Dunkeln habe ich auch nie Angst, wie es viele meiner Freundinnen haben. Aber auf Spritzen & Blut reagiere ich ganz apathisch. Nur das allein ist auch der Grund warum ich noch nie Blutspenden war. Im Grunde ist es eine schöne Sache, wenn man anderen Menschen damit helfen kann, aber ich bring es einfach nicht über mich. Ich habe diese Angst schon von klein auf & werde sie wohl nie los. Deswegen kam es für mich nach meiner Schulzeit damals auch nie in Frage eine Ausbildung im medizinischen Bereich zu machen. Ich würde einfach jedes Mal zusammenbrechen, wenn ich Blut sehen würde.
Da Tilo genau weiß, dass ich große Angst vor sowas habe, meinte er zu mir, dass ich es mir überlegen kann & dass cih da aber nicht unbedingt mitmachen muss, wenn es für mich große Überwindung kosten soll.
Und was soll ich sagen? Ich habs getan. Und es war keine große, sondern eine extrem riesige Überwindung für mich. 
Während ich meine Daten angeben musste, wurde ich immer aufgeregter & als es dann zu der Blutabnahme ging, habe ich gezittert & habe kaum ein Ton rausgekriegt. Die ältere Frau, die das bei mir durchgeführt hat, war aber zum Glück super lieb & hat sich zuerst mit mir unterhalten & mich versucht zu beruhigen. Auch wenn es für andere wahrscheinlich so rüber kam als ob sie mit einer 5 Jährigen redet. Sie hat die ganze Zeit Sachen gesagt wie: "Oh obwohl sie große Angst haben, sind sie gekommen um zu helfen & das ist so toll. Das finde ich ganz großartig, dass sie sich das trauen. Am besten sie schauen gar nicht hin. Schauen sie ruhig zur Wand, links von Ihnen. Das ist nur ein kleiner Pieks & dann haben sie es auch schon hinter Ihnen. Das tut überhaupt nicht weh. Keine Angst, meine Liebe.". Ich habe mich auch wirklich zu Wand hingedreht & gar nicht dahin gestarrt, aber ich dennoch habe ich den ekelhaftigen Geruch des Blutes vernommen & den Stich am Anfang gespürt. Es war so widerlich. Dann hat sie irgendwann angefangen von 5 runterzuzählen & als die Nadel draußen war, meinte sie zu mir, dass ich doch bitte nicht weinen soll. Mir ist irgendwie gar nicht bewusst gewesen, dass mir währendessen die Tränen kamen. Ich war die ganze Zeit damit beschäftigt die Zähne zusammenzubeißen & zur Wand zu schauen. 
Sie hat mich danach noch ein Moment da behalten & mich mehrmals gefragt, ob ich sicher aufstehen kann, weil ich blass ausgesehen habe. Aber es ging mir nach einer Weile schon wieder richtig gut. Danach hat man noch etwas zu essen & zu trinken bekommen, wenn man es wollte. Und in einem Zeit nebenan gab es noch eine Autogrammstunde von einem Fußballspieler der Dresdner Dynamo, mit dem wir beide aber nichts anzufangen wussten. 
Ich war den Rest des Tages so unendlich stolz auf mich, dass ich mich das getraut habe. 
Dieser Artikel soll nicht dazu sein, um anzugeben so nach dem Motto "Seht her, ich habe jemandem geholfen!". Ganz im Gegenteil! Ich bin der Meinung, dass wenn man wirklich jemandem helfen möchte oder etwas spendet, man es nicht an die große Glocke hängen darf. Es geht um die gute Tat an sich & nicht um sich als "Helfer" oder "Retter" in der Öffentlichkeit zu präsentieren. 
Tilo, ich & ein paar Freunde von uns helfen ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Bereichen & werden es auch weiterhin tun, einfach weil sich das am Ende des Tages gut anfühlt, geholfen zu haben. Wir haben schon bei unzähligen Aktionen mitgemacht. Egal ob es da um Menschen, Tiere oder die Umwelt ging. Und ich habe es kein einziges Mal auf meinem Blog publik gemacht. Weil ich finde, dass sich so etwas nicht gehört. 
Bevor sich jetzt also jemand anfängt über diesen Artikel aufzuregen, möchte ich sagen, dass ich das nur erzählt habe, weil ich so stolz darauf bin, meine größte Angst überwunden zu haben. Ich habe es unter anderem auch für mich selbst gemacht, weil es mir wichtig war, diese Angst zu überwinden. 
Ich habe schon öfter gehört, dass man sich seinen Ängsten bewusst stellen sollte. Und es gibt Menschen mit einer Arachnophobie, die sich überwinden & sich eine Spinne auf die bloße Hand legen lassen. Es ist wie eine Art Mutprobe für sich selbst. Und es fühlt sich so unfassbar gut an, wenn man sich das getraut hat.
Ich wollte euch einfach mal über meine größte Angst berichten & wie ich es geschafft habe, mich der zu stellen. 
Wenn ihr auch irgendwelche Ängste habt, dann versucht es doch auch mal. Es ist schwer, aber es lohnt sich! Ich garantier euch das. ;)
Übrigens habe ich am Tag darauf erfahren, dass bei der Aktion rund 3700 Menschen mitgemacht haben. ;)

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